Sonntag, 25. November 2012

Amish Village

Am Freitag war ich mit meiner Gastfamilie wie schon erwähnt in dem Amish Village in Lancaster, PA. Das Ganze war für Besucher wie eine Art kleines Museum gestaltet und wir haben eine Führung durch das Haupthaus mitgemacht. 


Aber erstmal generell: Die Amish sind Christen, die die Bibel sehr genau nehmen und deren Ziel es ist, strikt den darin beschriebenen "Regeln" und Gesetzen zu folgen. Als wir am Freitag in das Gebiet gefahren sind, wo sehr viele Amish wohnen, ist mir erstmal aufgefallen, dass dieser Teil von Amerika, den ich ja bisher noch nicht gesehen hatte, Deutschland sehr viel ähnlicher sieht als zum Beispiel die Landschaft, wo ich wohne, wo fast alles Land bebaut ist. Es hat ausgesehen, wie wenn man zum Beispiel in Bayern Richtung Alpen über Land fährt, sehr viele Felder und paar Häuser zwischendrin. Ich habe mich gleich mehr zuhause gefühlt. Was mir zudem ins Auge gestochen ist, sind die langen Wäscheleinen, die an den Häusern und meistens an einem großen Pfahl befestigt sind. Was den meisten Leuten, die schon von den Amish gehört haben, bekannt vorkommen  dürfte, ist, dass sie keine Elektrizität benutzen. Stimmt auch soweit, was aber neu für mich war: nur im Haus gibt es keinen Strom, für die Arbeit dürfen sie schon Elektrizität verwenden. Autofahren dürfen sie selbst nicht, aber durchaus jemanden auheuern, der sie wo hinfährt, wenn es mal eine längere Strecke sein sollte. Ein Telefon haben sie nicht im Haus, aber die meisten Familien haben auf dem Hof irgendwo eine kleine Hütte mit Telefon für Notfälle. In der Landwirtschaft verwenden sie aber glaube ich keine Elektrizität, sonst hätten wir wohl anstatt von Pferden oder Mauleseln gezogenen Geräten Traktoren gesehen. Wir haben außerdem einige Buggys gesehen, das sind die kleinen Kutschen, die die Amish zur Fortbewegung nehmen, gezogen von einem Pferd. 


Wer denkt, dass im Haus der Amish nur Kerzen zu finden sind und  die sich von eingelegtem und gepökeltem Essen ernähren, und sie alle Klamotten per Hand waschen, liegt falsch. Diese Menschen haben durchaus Lampen, einen Kühlschrank, eine Waschmaschine und sogar einen Küchenmixer. Die Geräte sind jedoch entweder mit Propangas oder mit Luftdruck betrieben. An den Wänden findet man hauptsächlich Kalender, denn sie dürfen nichts aufhängen, was keinen Sinn macht. Dementsprechend hängt in jedem Raum ein Kalender, in der Küche haben wir zum Beispiel auch einen sehr schönen Scherenhalter gesehen. Der Sinn: Scheren halten. Nette Idee. 
Ihr Essen dürfen die Amish wie jeder andere auch im Supermarkt kaufen, und ins Restaurant essen gehen ist ebenfalls nicht verboten.

die Küche

der Keller (mit Waschmaschine)
Eine Familie bei den Amish hat normalerweise sehr viele Kinder, die Führerin hat von einer befreundeten Familie mit 14 Kindern erzählt. Diese Kinder müssen natürlich auch irgendwo in die Schule gehen. Die Amish haben ihre eigenen Schulen, in Pennsylvania sind es wohl rund 250. Ein Kind geht bis zur 8. Klasse in die Schule, dann nicht mehr. Auf dem Gelände der Village war auch ein Gebäude mit einem Klassenraum. Dazu muss man sagen, dass die Amish zuhause Pennsylvanian Dutch sprechen, im Gottesdienst Deutsch und sonst Englisch. Im Klassenraum waren an der Wand einige Bilder zum Vokabeln lernen, ich bin mir nicht mehr sicher, ob es Dutch oder Deutsch war. Was da stand war auf jeden Fall ziemlich lustig. Am besten fand ich 
pig (Schwein) = Wutz
clock (Uhr) = Uha
plate (Teller) = Dela

die Schule
So, als letztes noch paar andere Sachen.
Bei den Amish werden die Kinder nicht etwa schon im Babyalter getauft, sondern jeder entscheidet für sich selbst, ob er das möchte oder nicht. Meistens passiert das im Alter von ca. 18 Jahren. In ganz Amerika liegt der Durchschnitt derer, die sich nicht taufen lassen, bei ca 10 %. Sobald man getauft ist, ist man Amish, und bleibt es auch, austreten geht glaube ich nicht. In der Pennsylvania Gegend verdoppelt sich die Anzahl der Amish alle 20 Jahre. Man heiratet nicht, wen die Eltern für einen aussuchen, sondern wen man heiraten möchte, nur Scheidung ist absolut verboten. Geheiratet wird durchschnittlich Anfang bis Mitte 20. Frauen tragen für die Kirche glaube ich weiß, wenn sie single sind, schwarz, wenn sie verheiratet sind. Bitte nicht drauf verlassen, kann auch andersrum sein. Männer müssen sich nach der Trauung einen Bart wachsen lassen, nur Schnauzer sind verboten. Frauen dürfen sich nie die Haare schneiden lassen. Es gibt noch einige andere Sachen, die uns erzählt wurden, aber da ich die Details nicht mehr weiß und hier nichts falsches verbreiten möchte, belasse ich es mal dabei. 

Was ich für mich persönlich sagen kann, ist, dass mir die Amish jetzt viel sympatischer sind als vorher, weil ich einfach fast nichts wusste. Vor allem die Sache mit der Taufe und dem frei entscheiden finde ich sehr gut. 

Zum Schluss noch Mr Ed und Hühner :)



3 Kommentare:

  1. Danke für die Bilder und den Text :). Ich fand es fast schade, dass die Amish in ihren Häusern doch ein wenig Moderne zulassen - das nimmt etwas den Charme. Andererseits kann ich es ihnen auch nicht verübeln.
    Ich kannte sie bisherr nur aus Filmen und fand darum den Post umso interessanter!

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  2. Dein Post über die Amischen (zu deutsch) ist zwar schon eine Weile her, aber ich habe ihn erst heute entdeckt.

    Ich fand schon immer alles um diese streng Gläubigen interessant, habe viel gelesen und einige Dokumentationen gesehen. Erst vor wenigen Wochen gab es im TV einen Bericht darüber, wie eine Gruppe englischer Jugendlicher eine Woche lang in einem Amischen-Dorf unter deren Verhältnissen leben sollten. Das war für mich als Zuschauer äußerst interessant und für die Jugendlichen eine Erfahrung fürs Leben.

    Vielleicht ist es ein wenig beneidenswert, wie die Leute fernab von Computern, Elektronik und vor allem ohne Kommerz leben. Zumindst sind sie mit Sicherheit ruhiger und glücklicher, davon bin ich überzeugt.

    Vielen Dank für diesen Post und all die tollen Fotos!

    Liebe Grüße

    Gabi

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